
Werkstattschule auf der vocatium Fürth 2025
„Ich weiß nicht, was ich werden will – irgendwas mit Menschen… oder Medien… oder irgendwas Cooles.“
Neue Perspektiven
Mit solchen Aussagen startete heute unsere Gruppe von Jugendlichen aus der Werkstattschule in Richtung Stadthalle Fürth zur Ausbildungsmesse vocatium 2025 – motiviert, neugierig, manche noch leicht verschlafen, aber offen für neue Eindrücke. Denn: Auch wenn der Weg in den Beruf manchmal holprig ist, lohnt es sich, neue Perspektiven zu entdecken – besonders, wenn sie alle an einem Ort versammelt sind und kostenlos mit Kugelschreibern, Süßigkeiten und ehrlichen Infos locken.
Warum dieser Ausflug mehr als nur ein Tag außerhalb des Unterrichts war: Die Jugendlichen, die an der Messe teilgenommen haben, gehören zu jenen, die bisher keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Häufig fehlen ihnen, neben formalen Voraussetzungen, vor allem konkrete Berufsvorstellungen, Motivation oder auch Zugang zu realistischen Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten. Genau hier setzt der Besuch einer Fachmesse wie der vocatium an – niedrigschwellig, direkt und persönlich.
Ziele des Messebesuchs
Zu den Zielen bei dem Messebesuch gehörten Gespräche mit Vertreter*innen der Regierung von Mittelfranken über Berufe im öffentlichen Dienst, Infostände zu sozialen, handwerklichen, technischen und kreativen Berufen – oft mit Mitmach-Stationen, was besonders unseren praktisch begabten Teilnehmenden zugutekam.
Zu den Highlights gehörte, abgesehen vom Popcorn und den Kugelschreibern, ein kleiner „Praxistest“ bei der Polizei, bei dem einer unserer Teilnehmer spielerisch festgenommen wurde, um zu veranschaulichen, wie so eine Festnahme funktioniert. Für viele ein echter Aha-Moment: „Okay, das ist also mehr als nur Blaulicht und Knöllchen schreiben.“
Und bei einer Firma, die Ausbildungsplätze anbietet, wurde direkt ein Mini-Tischtennisturnier gespielt – inklusive Fachgespräch zwischen Ballwechseln! So geht Berufsinfo heute. Viele Jugendliche führten terminierte Messegespräche, auf die sie im Vorfeld vorbereitet wurden – mit konkreten Fragen, Lebenslauf in der Tasche und (halbwegs) gebügeltem Outfit.
Berufliche und persönliche Orientierung
Die Stimmung war insgesamt gut, lebendig und neugierig, was sicher auch an der Mischung aus echter Berufsorientierung, Gratis-Goodies und einem Tag außerhalb des gewohnten Klassenraums lag. Aber zwischen Lächeln und Lachern wurde auch spürbar, dass einige Teilnehmer*innen Unsicherheiten in sich tragen – über ihre Fähigkeiten, ihren Platz im Berufsleben, über das, was sie „wert“ sind, viele mehr Raum zur Orientierung brauchen, auch mehr Gelegenheiten, ihre Interessen zu erkunden, ohne gleich einen Lebenslauf schreiben zu müssen. Und einige haben zum ersten Mal selbstbewusst mit einer Ausbilderin gesprochen, ohne sich zu verstecken.
Selbstwirksamkeit und Teilhabe
Sozialpädagogisch gesehen ging es dabei nicht nur um die Übergabe von Infoflyern, sondern viel mehr um Selbstwirksamkeit – die Erfahrung, ernst genommen zu werden, um Zugänglichkeit – Gespräche auf Augenhöhe mit echten Ausbilder*innen, um Ermutigung – das Gefühl, dass auch ein später Einstieg oder ein Umweg völlig okay ist und nicht zuletzt um Teilhabe – die Chance, eigene Fragen zu stellen, ohne bewertet zu werden.
Solche Messen sind mehr als Infobörsen – sie sind Chancenräume für junge Menschen, die oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Für unsere Teilnehmer*innen war die vocatium 2025 ein Ort, an dem sie Ideen sammeln, echte Gespräche führen und – vielleicht zum ersten Mal – ermutigt wurden, eigene Wege zu denken.
Ob jemand dort den Traumberuf gefunden hat? Vielleicht nicht sofort. Aber viele haben an diesem Tag zumindest verstanden: Es gibt Möglichkeiten. Und manchmal ist der erste Schritt nicht ein Ausbildungsplatz – sondern einfach nur der Mut, jemanden anzusprechen.
Und wenn’s dabei noch Gummibärchen gibt – umso besser.
Beitragsbilder: EBW



